Fakeausbrüche, Stoploss Hunts und Liquiditätsabgriffe: Mythos oder Realität?
Die Geschichten, die Trader lieben – und was wirklich dahintersteckt.
In der Welt des Tradings begegnet man immer wieder den Begriffen „Fakeausbrüche“, „Stoploss Hunts“ und „Liquiditätsabgriffe“. Diese Begriffe suggerieren, dass große Marktteilnehmer gezielt Kursbewegungen initiieren, um kleinere Trader auszutricksen. Oft wird behauptet, dass diese „unsichtbaren Kräfte“ gezielt markante Hochs oder Tiefs durchbrechen, um die Stop-Loss-Orders von Retail-Tradern auszulösen, bevor sie den Markt in die entgegengesetzte Richtung drehen.
Doch wie viel Wahrheit steckt wirklich hinter diesen Annahmen? Können Market Maker oder andere institutionelle Trader den Markt tatsächlich manipulieren, um Retail-Trader gezielt aus ihren Positionen zu drängen? In diesem Artikel beleuchten wir die Mechanismen hinter solchen Bewegungen und erklären, welche Rolle Market Maker und Gamma-Effekte spielen – und warum „Fakeausbrüche“, „Stoploss Hunts“ und tiefe Rücksetzer oft ganz natürliche Folgen der Marktstruktur sind.
Wer sind Market Maker und welche Funktion haben sie?
Market Maker sind wichtige Akteure an den Finanzmärkten, die dafür sorgen, dass jederzeit Liquidität zur Verfügung steht. Sie stellen kontinuierlich Kauf- und Verkaufspreise für Wertpapiere wie Aktien, Optionen oder Futures und ermöglichen so, dass Marktteilnehmer jederzeit handeln können. Ihr Einkommen erzielen sie durch die Spanne (Spread) zwischen Kauf- und Verkaufspreis. Anders als viele Trader, die durch Spekulation Gewinne erzielen, handeln Market Maker in erster Linie, um den Markt stabil und liquide zu halten.
Ein Großteil der täglichen Marktbewegungen – die kleinen, schnellen Bewegungen, die wir intraday sehen – entsteht durch das Hedging der Positionen von Market Makern. Wenn sie beispielsweise Call-Optionen verkaufen, müssen sie sich gegen das Risiko absichern, dass der Kurs stark steigt. Um das Risiko auszugleichen, kaufen sie den Basiswert (z. B. Aktien oder Futures). Diesen Vorgang des Risikoausgleichs nennt man Gamma-Hedging, und er hat direkte Auswirkungen auf die Kursbewegungen im Tagesverlauf.
Was ist Gamma-Hedging und wie beeinflusst es den Markt?
Gamma ist eine Kennzahl im Optionshandel, die beschreibt, wie empfindlich das Delta (das Preisänderungsrisiko) einer Option auf Kursveränderungen des Basiswerts reagiert. Market Maker müssen ständig auf Veränderungen des Gamma reagieren, indem sie Aktien oder Futures kaufen oder verkaufen, um ihr Risiko zu steuern. Diese Anpassungen des Gamma-Hedgings können unterschiedlich wirken, je nachdem, ob das Gamma positiv oder negativ ist:
Positives Gamma: In einem positiven Gamma-Umfeld stabilisieren Market Maker den Markt, da sie gegen die Marktbewegung handeln. Das bedeutet, dass sie bei steigenden Kursen verkaufen und bei fallenden Kursen kaufen. Diese Absicherungsstrategie verringert die Volatilität und sorgt dafür, dass der Markt eher in einem bestimmten Bereich bleibt. Kurzfristige Ausbrüche über markante Hochs oder Tiefs werden in diesem Umfeld oft schnell wieder zurückgenommen.
Negatives Gamma: In einem negativen Gamma-Umfeld müssen Market Maker mit der Marktbewegung handeln. Das heißt, sie kaufen, wenn der Markt steigt, und verkaufen, wenn er fällt. Diese Handlungsweise verstärkt die Volatilität, da sie mit dem Trend gehen. Dadurch können schnelle und tiefe Bewegungen entstehen, die sich oft wieder zurückdrehen, sobald der Verkaufs- oder Kaufdruck nachlässt.
Die Gamma-Position der Market Maker hat also erheblichen Einfluss darauf, wie sich der Markt an wichtigen Punkten wie Hochs oder Tiefs verhält.
Ein negativer Gamma-Effekt kann dazu führen, dass der Markt durch diese Niveaus „überschießt“, ohne dass dies eine gezielte Manipulation ist.
Warum treten Fakeausbrüche und Liquiditätsabgriffe wirklich auf?
Die schnelle Bewegung über ein Hoch oder Tief hinaus, die Retail-Trader oft als „Fakeausbruch“ empfinden, ist meist kein bewusster Versuch, sie auszutricksen. Vielmehr handelt es sich um das Ergebnis einer natürlichen Marktstruktur und des Verhaltens großer Marktteilnehmer. Hier sind die wichtigsten Gründe:
Absicherung und Gamma-Hedging durch Market Maker
Market Maker passen ihre Positionen ständig an, indem sie je nach Marktrichtung kaufen oder verkaufen, um ihr Risiko abzusichern. Besonders in einem negativen Gamma-Umfeld verstärkt sich die Bewegung, weil Market Maker „mit dem Markt“ handeln müssen. Dadurch kommt es zu schnellen Bewegungen, die kurzfristig über bestimmte Preisniveaus hinausschießen und wie gezielte „Abgriffe“ aussehen können.Automatisierte Handelsstrategien und Momentum-Trader
Viele Algorithmen und Momentum-Trader orientieren sich an psychologisch wichtigen Preisniveaus wie Hochs und Tiefs. Diese Level werden häufig als Signale zum Ein- oder Ausstieg genutzt, was zu einer kurzfristigen Überreaktion führt. Der Markt scheint dann „Fakeausbrüche“ zu erleben, weil er durch den Schwung der automatisierten Trades getrieben wird und später wieder zurückfällt.Marktpsychologie und die „selbsterfüllende Prophezeiung“
Hochs und Tiefs sind wichtige Marken, an denen viele Trader ihre Stop-Loss-Orders setzen. Wenn der Markt sich diesen Zonen nähert, lösen die Stopps neue Käufe oder Verkäufe aus. Dies führt zu kurzfristigen Schwankungen, die wie ein „Abgriff der Liquidität“ aussehen, ist aber das Ergebnis vieler kleiner, automatischer Orders und keineswegs eine gezielte Manipulation.
Warum kommt es nach starken Trends oft zu tiefen Rücksetzern?
Nach einem starken Trend – ob aufwärts oder abwärts – sieht man oft tiefere Rücksetzer, die ebenfalls häufig als „gezielte Stoppjagen“ empfunden werden. Diese Rücksetzer haben jedoch meist andere Ursachen:
Gewinnmitnahmen und Positionsanpassungen
Nach einem langen Trend nehmen viele institutionelle Trader und Investoren Gewinne mit oder passen ihre Positionen an, was für zusätzlichen Verkaufs- oder Kaufdruck sorgt. Dadurch kann ein Rücksetzer tiefer gehen, besonders wenn viele Orders und Stopps an ähnlichen Marken liegen. Diese Bewegung sieht manchmal wie ein „Stoploss Hunt“ aus, ist jedoch eine normale Marktdynamik.Liquiditätssuche an wichtigen Preisniveaus
Trends bewegen sich oft in Richtung von Liquiditätszonen, wo viele Orders und Stopps platziert sind. Größere Marktteilnehmer, die Volumen für ihre Positionsanpassungen benötigen, nutzen diese Bereiche, was den Rücksetzer verstärken kann. Ein gezieltes Auslösen der Stopps ist jedoch meist nicht beabsichtigt.Gamma-Hedging und Market Maker-Verhalten
Wenn das Gamma negativ ist, verstärken Market Maker den Trend. Ändert sich das Gamma oder stabilisiert sich die Volatilität, kann dies zu einem tiefen Rücksetzer führen, da Market Maker gegen den Trend arbeiten. Der Rücksetzer ist daher eher das Ergebnis einer Gamma-Anpassung und weniger eine absichtliche „Stoppjagd“.
Was passiert bei einem "Fehlausbruch" in einem negativen Gamma-Umfeld?
Ein „Fehlausbruch“ oder ein schnelles Durchbrechen von Schlüsselmarken kann in einem negativen Gamma-Umfeld durch die verstärkende Dynamik der Market Maker begünstigt werden.
Verstärkende Wirkung im negativen Gamma-Umfeld
Wenn Market Maker im negativen Gamma-Umfeld mit der Bewegung handeln, bedeutet das, dass sie bei fallenden Kursen ebenfalls verkaufen müssen. Wenn der Markt durch wichtige Marken fällt, verstärken die Verkaufsorders der Market Maker die Bewegung zusätzlich. Dies kann wie ein „Stoploss Hunt“ wirken, ist jedoch meist das natürliche Ergebnis der Absicherungsstrategie der Market Maker.Selbstverstärkende Effekte durch Stop-Loss-Orders
Sobald der Markt ein Level mit vielen Stop-Loss-Orders durchbricht, wird der Verkaufsdruck verstärkt. Die Market Maker müssen weiterverkaufen, um sich anzupassen, was zu schnellen und tiefen Durchbrüchen führt. Es sieht oft wie eine geplante „Stoppjagd“ aus, ist aber tatsächlich ein selbstverstärkender Effekt, der durch Gamma-Hedging entsteht.
Warum Fakeausbrüche und Liquiditätsabgriffe keine bewusste Strategie der Profis sind
Institutionelle Marktteilnehmer und Market Maker handeln in Volumen, die für Retail-Trader kaum erreichbar sind. Ihre Hauptstrategie besteht darin, ihre Positionen abzusichern und den Markt stabil zu halten, nicht darin, gezielt kleinere Trader auszutricksen. Solche „Fakeausbrüche“ sind meist ein Nebenprodukt der Liquiditätsanforderungen und des Gamma-Hedgings und keine gezielte Aktion gegen Retail-Trader.
Was zeigen offizielle Quellen?
Es gibt zahlreiche seriöse Quellen, die zeigen, dass Gamma-Mechanismen und Marktstruktur das Verhalten der Market Maker bestimmen und dass Manipulationen gegen kleine Trader oft übertrieben dargestellt werden. Hier sind einige empfehlenswerte Quellen:
CBOE Global Markets
Die Chicago Board Options Exchange (CBOE) veröffentlicht regelmäßig Analysen zu der Rolle von Market Makern im Optionshandel. Diese Berichte zeigen, wie Gamma-Hedging die Intraday-Volatilität beeinflusst und dass Market Maker hauptsächlich auf Absicherung bedacht sind.Investmentbanken wie JPMorgan und Goldman Sachs
Große Investmentbanken veröffentlichen regelmäßig Whitepapers zu Volatilität und Hedging-Strategien. Diese Berichte erklären, wie das Hedging große Marktbewegungen beeinflussen kann, ohne auf gezielte Täuschung abzuzielen. Diese Whitepapers, wie „Option Flow and Liquidity“, zeigen, dass Market Maker eher aus Risikogründen agieren als aus Manipulationsabsicht.Regulierungsbehörden wie FINRA
Die Financial Industry Regulatory Authority (FINRA) untersucht Marktmanipulationen und veröffentlicht Berichte, die zeigen, dass große Akteure selten gegen kleinere Trader vorgehen.
Die meisten Volatilitäten und Durchbrüche lassen sich durch natürliche Marktanforderungen erklären.Akademische Studien in Fachzeitschriften
Zeitschriften wie das Journal of Finance oder das Journal of Financial Economics veröffentlichen regelmäßig Studien über Gamma-Hedging, die Marktliquidität und die Rolle der Market Maker bei Tagesbewegungen. Diese Studien zeigen, dass Preisbewegungen oft durch die Marktstruktur und Liquiditätsanforderungen entstehen, nicht durch Manipulation.
Fazit: Die Realität hinter den Marktbewegungen
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass „Fakeausbrüche“, „Stoploss Hunts“ und „Liquiditätsabgriffe“ in den meisten Fällen keine gezielte Manipulation sind, sondern das natürliche Ergebnis der Marktstruktur und des Verhaltens großer Marktteilnehmer. Gamma-Hedging, Liquiditätsanforderungen und die automatisierten Strategien institutioneller Akteure spielen eine große Rolle bei der Entstehung solcher Bewegungen, oft ohne bewusste Täuschungsabsicht.
Für Retail-Trader ist es sinnvoll, die breiteren Marktmechanismen zu verstehen und das Marktverhalten nüchtern zu betrachten. Die größten Kursbewegungen entstehen durch rationale Marktaktivitäten und Liquiditätsbedürfnisse – und nicht durch gezielte Täuschung gegen kleinere Trader.
Spannende Geschichten über Marktmanipulationen – und warum sie sich so gut verkaufen
Wer selbst noch nicht lange im Geschäft sind, neigt dazu, solche Bewegungen als spektakuläre und geheime Taktiken der Institutionen zu schildern. Diese Erzählungen klingen besonders spannend und vermitteln oft das Gefühl, „eingeweiht“ zu sein und über das „Spiel“ der großen Akteure Bescheid zu wissen.
Wer das Thema selbst noch aufregend und mysteriös findet, gibt diese Faszination weiter – oft, ohne die grundlegenden Marktmechanismen vollständig zu verstehen oder zu erklären.
Die Realität ist jedoch häufig weniger spektakulär. Viele Bewegungen, die wie gezielte Manipulation aussehen, sind meist das natürliche Ergebnis der Marktstruktur und der dynamischen Interaktion zwischen Market Makern, institutionellen Investoren und Liquiditätsanforderungen. Durch das Verstehen dieser Prozesse können Trader den Markt objektiver betrachten und müssen sich weniger vor einer vermeintlichen Manipulation fürchten.
Motivation für die kommende Woche:
„Erkenne den Markt als das, was er ist – nicht als das, was andere dir erzählen. Wahres Wissen gibt dir die Kontrolle, wo Mythen dich nur in die Irre führen.“
- Uwe Kälberer
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